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GESCHICHTE DER FORM



Aus meiner Arbeit mit Computern und Pflanzen entstand die Idee, zur Jahresaustellung 2001 der Kunsthochschule ausrangierte Computer mit Pflanzen zu bewachsen. Auf der Suche nach Material und einem Ort, an dem ich die Rechner, Bildschirme etc. bis zum Ausstellungsbeginn bewachsen lassen könnte, bin ich zu Herrn Prof. Dr. Schefe (Informatik, ASI) gegangen. Der meinte, wenn ich Computerschrott bewachsen wolle, dann solle ich das doch als Installation auf dem Gelände der Informatik machen.
Um die Frage zu klären, ob das aus Umweltaspekten heraus vertretbar sei, habe ich mich an das Umweltteam der Informatik gewandt. Dort wurden mir weitere Kontaktadressen gegeben. Außerdem hielten die Mitglieder des Teams eine einführende Veranstaltung für sinnvoll. Diese hat 2001 auf dem Sommerfest der Informatik mit einer Stellwand und einem kleinen Demonstrationshaufen von bepflanztem Computerschrott stattgefunden.
Da sich die Organisation des Projektes so lange hingezogen hatte, war das Jahr schon zu weit fortgeschritten, um eine Bewachsung des Schrotts stattfinden zu lassen. Deshalb hatte ich im letzten Jahr beschlossen, das Projekt in diesem Jahr beginnend im Frühjahr bis zum Herbst zu installieren. Die Zeit bis dahin wollte ich nutzen, um mit verschiedenen Menschen (Künstler, Professoren, Mitstudierende etc.) diese Projektidee weiterzuentwickeln.
Von einigen dieser Gespräche habe ich die folgenden kurzen Protokolle angefertigt. Dabei habe ich mich nicht um eine objektive Wiedergabe der Gespräche bemüht, sondern die Gedanken festgehalten, die für mich für die Formfindung interessant waren.


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- Wenn sie Computerschrott bewachsen lassen wollen, dann machen sie das doch hier auf dem Gelände, so dass alle zugucken können.

Bild: ein Haufen von mit Pflanzen bewachsenem Computerschrott, mittig auf einer der Wiesen des Informatikums


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- ein Spur Aggressivität muss da rein, nur ein Haufen reicht nicht
- das Ganze darf nicht zu beschaulich werden
- Öko vermeiden

Bild: nicht nur Computerteile, sondern auch Büromöbel -> die Beine von einem Tisch/ die Rollen von einem Bürostuhl ragen aus einem mit Pflanzen bewachsenen Computerschrotthaufen


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- Was ist aggressiver: Pflanzen rein oder Computer raus?
- Warum willst Du damit raus?

ich: der Wachstumszyklus der Pflanzen soll vorkommen und soll sich auswirken, es interessiert mich was draußen in einem längeren Zeitraum (~halbes Jahr) passiert
etwas anlegen und es dann sich selbst überlassen, es sich in der Zeit ohne mein Zutun verändern lassen

- Du kommst nicht daran vorbei, was zu bauen.
- Das, was in den Gebäuden stattfindet, mit nach draußen nehmen.
- Skulptur vorbauen, im Atelier ausprobieren, wie was aussieht
- Mit Pflanzen experimentieren: welche Sorte, wann hat das welche Farbe
- Reduzieren: nur eine Pflanzenart; eine kompakte Skulptur, kein wabernder, auslaufender Haufen

Bilder: ein Regal (Sperrholz) indem Computerschrott liegt, dazwischen Erde, das Ganze mit Kürbis bepflanzt

Einen Tisch (3x3 oder4x4 m) da drauf eine Schicht mit bewachsendem Computerschrott, da neben ein Stuhl.


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- Man guckt da so drüber und fragt sich, ob das heute nicht eben so üblich ist, Schrott so einzugraben.
- Wenn das zu unauffällig ist, die Teile irgendwie markieren, z.B. mit weißer Kreide (wie auf Sportplätzen) oder mit Stöckern.

Bild: Über die Wiesen verteilt Rechner, Bildschirme etc. so eingraben, dass nur noch unaufällige Ecken herausschauen. Der Rasen um die Computerteile muss akurat geschlossen sein.

die 2te: - die Computer symmetrisch anordnen
- Formen bilden, die sich aufeinander und auf die Umgebung beziehen
- der um die Computer wachsende Rasen bildet neue Formen (Meta-Formen, die erst sichtbar werden, wenn der Rasen wächst)


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- Was macht der Ort? Wie gehst Du auf den Ort ein?

Bild: Die Rechner, Bildschirme etc. in der Wiese eingraben, aber nicht überall, sondern an der "Landschaft" orientiert. z.B. in dem Wiesenteil um die drei großen Bäume herum ringförmig angeordnet, von dort ausgehend

- Warum das Informatikum? Was wäre anders, wenn Du das auf der Moorweide machst?
- Nicht einfach hingehen und sagen das sei Kunst. Da muss mehr dran sein. Es muss deutlich sein, dass da nachgedacht/reflektiert wurde.
- Was interessiert Dich an Computern? Wie drückst Du das aus?

ich: mich interessiert, dass sie gleichzeitig Arbeitsmittel und Kommunikationsmittel sind

Bild: Bohnen oder andere rankende Pflanzen, die Vernetzung zwischen den Rechnerteilen bedeuten können
Stöcker oder ähnliches, die Sende- bzw. Empfangsantennen darstellen
Computerteile in einer bestimmten Form anordnen, z.B. wie eine Sitzgruppe

- Garten-, Kleingartenkultur. Interessiert Dich das Gärtnerische?

Bilder: aufgeschnittene Bildschirme, die (wie bepflanzte Autoreifen, wie Pflanzenkübel) mit Primeln, Stiefmütterchen u.ä. bepflanzt sind
Um ein eingegrabenes Computerteil ist ein ringförmiges Beet mit Stiefmütterchen

ich: Nein, das gärtnerische interessiert mich nicht so, eher keine Primeln und Stiefmütterchen, sondern Wildblumenmischung, Bohnen, Kürbis etc.


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- So einen Haufen, der aussieht als ob der Schrott grade vom Laster gefallen ist, das kann ich mir am besten vorstellen. (Um den Eindruck von Zufälligkeit zu erreichen, müsste man im Atelier Versuche machen.)
- Wenn du die Sachen so halb in den Rasen eingräbst, wie ist das dann mit dem Rasenmähen?
- Du könntest dich erkundigen, wie breit der Rasenmäher ist und danach die Sachen anordnen.
- Du könntest die Computerteile in Gruppen anordnen, um die der Rasenmäher herum muss. Der um die Teile wachsende Rasen würde dann den Schrott markieren; bringt die Veränderung in der Zeit; Aspekt des Zufalls durch den Rasenmäher; Soziale Komponente, weil der Gärtner beteiligt ist
- Anordnung der Gruppen. Wie im englischen Garten. Blickachsen etc. beachten (-> mir Bücher über den englischen Landschaftsgarten besorgen)
- französischer Garten, englischer Landschaftsgarten, japanischer Zengarten

ich: der englische Landschaftsgarten ist mir näher als der streng durchkonstruierte französische Garten
zu japanischen Zengärten habe ich wenig Bezug. Wenn ich die Rechner wie die Steine in einem Zengarten anordne, kommt da eine Bedeutungsebene rein, die ich nicht vertreten könnte, weil sie mir zu fern ist.


- Anordnung der Gruppen. Kommunikativer Aspekt von Computern. Anordnung als Sitzgruppe. -> Du könntest mit dem Schrott Gemälde nachbauen: Bilder, die Menschen in bestimmten Beziehungen abbilden aussuchen; Rechner/Bildschirm = Mensch; die Menschengruppen mit Schrott nachbauen (z.B. Blickrichtung der Bildschirme dazu ausnutzten, Landschaft ausnutzen: Adam und Eva vor einem Baum platzieren, Kabel/Maus aus dem Baum hängen lassen)
- Diese Idee weitergesponnen: Bei jeder Gruppe ein Schild aufstellen, mit der Bezeichnung des nachgestellten Gemäldes.

ich: Würde ich eher nicht machen.


- eine Erklärungstafel aufstellen mit einem Geländeplan und einer Einzeichnung der Gruppen mit Gemäldebezeichnung. Es könnten auch Abbildungen der Gemälde dabei sein. Ein Hinweis auf eine Webseite, auf der alle Bilder zu finden sind (-> dort gegen-überstellen von Fotos von Schrottanordnungen und Gemälden // Eine Webseite soll es sowieso geben. // Das passt zu den Künstlersprüchen auf Warnpopups.)

Bild: Computerschrott ist im Rasen eingegraben. Der Schrott ist in Gruppen angeordnet, die Gemälde nachstellen. Der Rasen um die Gruppen herum wird gemäht. Die Gruppen wachsen ein.
Es gibt eine Erklärungstafel auf dem Gelände und eine erklärende und weiterführende Webseite.











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