vita
gedanken
werke
aufführungen
angebote
links
kontakt
english

Gedanken

Der Gedanke, Musik nicht nur zu konsumieren, sondern selbst eigene Klangwelten formen zu können, Musik entstehen zu lassen, die mir bisher fehlt, die ich mir in meinem Innersten erträume,  
bewegt mich sehr. Dabei ist mir wichtig, dass meine Musik trotz aller avantgardistischen Mittel für den Zuhörer nachvollziehbar bleibt und dass dieser ihr nachfühlen kann. Es wäre toll, wenn mir einmal gelänge, meine Hörer in Stimmungen zu versetzen, die sie noch nicht an sich kennen. Ich denke Musik kann Gedanken oder Gefühle nicht nur beschreiben, sondern auch emotional erfahrbar machen.

Dazu braucht es ein Publikum. Eine der größten Aufgaben aller jungen Komponisten muss daher sein, wieder das Interesse ihrer Generation zu wecken, ohne sich dabei einem Massengeschmack anzupassen oder sich rückwärts zu wenden. Die Zeiten an denen man sich kritiklos der "Neuen Musik" anschliessen kann, sind meiner Meinung nach vorbei.

Mein Publikum soll sich nicht langweilen - ich möchte es gern in Atem halten und auf verschiedene Weise ansprechen: emotional/körperlich, ohne dabei Klischees zu verfallen, und intellektuell, ohne dabei die Musik aus den Augen zu verlieren. Klanglichkeit ist mir dabei sehr wichtig. Ich interessiere mich z.B. sehr für Harmonik jenseits der Klaviertasten. Die populäre Musik meiner Generation, vor allem die experimentelle Popmusik ist für mich oft spannender, als so manche Kompositionen der "Neuen Musik". Den Umgang mit ihr zu suchen, ihre innovativen Aspekte nicht auszugrenzen und dadurch vielleicht zu einer ganz anderen Art "Neuer Musik" zu gelangen, halte ich für einen wichtigen Schritt. Zementierte musikalische Überzeugungen oder kategorisches Ablehnen verschiedener musikalischer Mittel finde ich gefährlich.

Meistens beginnt die Arbeit an einem Stück mit zahllosen Experimenten, denn ohne einen ausgeprägten Forscherdrang wären viele musikalischen Entdeckungen nicht möglich. Neugierde macht mich als Komponisten aus! Dabei hilft mir der Computer, für den ich Programme schreibe, die mit einem bestimmten musikalischen oder klanglichen Problem spielen. Selten kommen die besten Ideen am Schreibtisch, so sinniere ich oft z.B. beim Spaziergang oder auf einer Bank sitzend über meine Musik. Keine Musik entsteht ohne den Menschen in mir. Das Leben bringt gute und schlechte, rasante und stillstehende Passagen - es entstehen Bilder und emotionale Zustände, die mich nicht los lassen: Inspirationsquellen.

Musik ist eine Kunst, die sich seit Jahrtausenden entwickelt hat und weiterentwickelt werden muß. Die Gesellschaft leistet sich Hochschulen, in denen Komponisten ausgebildet werden. Künstlerische Arbeiten erweitern den Horizont ihres Publikums und befruchten damit den Geist einer Gesellschaft. Damit dieser Auftrag nicht nur elitär bleibt, sollten die Komponisten etwas für die musikalische Bildung der jungen Generation tun und verschiedene gesellschaftliche Gruppen an Neue musikalische Konzepte heranführen. Ich finde, dass Musik autonom musikalisch bleiben darf, denn bei zu viel Ideologie stirbt meist das Musikalische.

top      


© 1991- CORNELIA GEISSLER | Impressum | Datenschutz